Eine optimale Futterzusammensetzung sowie eine individuell an den wachsenden Hund angepasste Futtermenge sind entscheidend für eine bedarfsgerechte Ernährung in der Wachstumsphase. Eine Diskrepanz in der Energiezufuhr und der Versorgung mit Mineralstoffen, insbesondere von Kalzium und Phosphor, kann zu Wachstumsstörungen und Fehlentwicklungen des Skeletts führen.
Junghunde befinden sich in den Wochen nach dem Absetzen in einer sensiblen Wachstumsphase. Eine adäquate Ernährung ist für die optimale Entwicklung des Junghundes unerlässlich. Von großer Bedeutung ist die Futterzusammensetzung, bei der vor allem ein ausgewogenes Verhältnis von Kalzium und Phosphor essenziell ist, sowie die zugeführte Futtermenge.1 Wachstumsstörungen, die nutritiv bedingt auftreten, können häufig beim adulten Hund nicht ausgeglichen werden.1 Daher ist die Auswahl eines Futtermittels, das an die ernährungsphysiologischen Besonderheiten des Junghundes angepasst ist, von hoher Relevanz für ein gesundes Knochenwachstum, ein stabiles Bindegewebe und eine optimale Nährstoffversorgung.
Der Energiebedarf und die Konsequenzen einer Überversorgung
Für den Ablauf von physiologischen Stoffwechselprozessen, dem Wachstum von Organen und der gesunden Entwicklung des Bewegungsapparats liegt der Energiebedarf des Junghundes im ersten Lebensjahr im Vergleich zu einem adulten Hund höher. Der Gesamtbedarf der umsetzbaren Energie eines Junghundes wird mit einem 1,4- bis 1,8-fachen Wert in den ersten sechs Lebensmonaten im Verhältnis zu einem ausgewachsenen Hund angegeben. In den folgenden sechs Lebensmonaten verringert sich dieser Faktor auf den 1,2- bis 1,5-fachen Wert.1,2 Aspekte wie die Rasse, die Haltungsform und die Bewegungsaktivität des Hundes sollten ebenfalls berücksichtigt werden.1
Eine zu hohe Energiezufuhr bei Junghunden kann zu einer beschleunigten Wachstumsrate führen. Selten wird bei wachsenden Hunden eine reine Körperfettzunahme beobachtet.1
Liegt eine erhöhte Energieaufnahme infolge einer Überfütterung des Junghundes vor, steigert dies die Produktion von Wachstumshormonen. Unter ihrem Einfluss erhöht sich die Freisetzung des Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors 1 (Insulin-like growth factor, IGF-1), welcher vorrangig in der Leber und im Fettgewebe gebildet wird. Neben der Beteiligung an anderen Wachstumsprozessen ist dieser essenziell für das Knorpel- und Knochenwachstum. Induziert durch IGF-1 erfolgt im Bereich der Wachstumsfugen der Knochen eine Teilung der Knorpelzellen. Diese verknöchern anschließend, um einen stabilen Knochen auszubilden. Bei einer erhöhten Freisetzung von IGF-1, infolge der Energieüberversorgung, kommt es zu einer erhöhten Teilungsrate der Knorpelzellen sowie einer gleichzeitig verzögerten Verknöcherung – instabile, unzureichend verknöcherte Knochen sind die Folge. Lastet auf diesen zusätzlich ein zu hohes Körpergewicht, ist das Risiko einer Knochendeformation sowie einer daraus resultierenden Fehlstellung der Gliedmaßen erhöht. 1
Empfehlungen bei einer beschleunigten Wachstumsrate beziehungsweise einer erhöhten Energiezufuhr sind eine restriktive Einteilung der Futtermenge, eine regelmäßige (wöchentliche) Überprüfung der Gewichtsentwicklung sowie im Falle einer Überfütterung eine Reduktion der Ration um bis zu 15 Prozent. 1
Die Proteinversorgung des Junghundes
Für die bedarfsdeckende Diätetik des Junghundes ist eine ausreichende Zufuhr von Proteinen von großer Bedeutung. Im Fokus steht eine optimale Versorgung mit lebensnotwendigen Aminosäuren durch hochwertige Eiweißquellen. Die Versorgung lässt sich mittels tierischer sowie durch eine Kombination tierischer und pflanzlicher Proteinquellen sicherstellen. 1,2
Eine Studie, die sich mit der Thematik einer leichten Proteinüberversorgung bei Doggen in der Wachstumsphase auseinandergesetzt hat, konnte keinen unmittelbar nachteiligen Effekt bezogen auf die Skelettentwicklung feststellen.6 Bei einer ernährungsbedingten Unterversorgung mit Proteinen kann es zu einer negativen Beeinflussung der Entwicklung des Junghundes kommen; das Risiko eines verminderten Wachstums sowie einer kompensatorisch auftretenden Verfettung ist erhöht.1,2 Im Rahmen eines geeigneten Ernährungskonzepts für Junghunde ist es empfehlenswert, den Fokus auf eine angepasste, bedarfsdeckende Proteinversorgung zu legen.
Eine optimale Mineralstoffversorgung und die Bedeutung von Kalzium
Für die Entwicklung eines gesunden Knochens ist eine optimale Kalzium- und Phosphorversorgung essenziell. Insbesondere ein ausgewogenes Kalzium- und Phosphorverhältnis, welches in einem Bereich von nicht unter 1:1 vorliegen sollte, ist zu beachten.1,2
Bei einer Veränderung des Kalzium-Gehalts im Blut wird eine Stoffwechselkaskade unter Beteiligung körpereigener Hormone in Gang gesetzt. Der Körper ist bestrebt, einen konstanten Blut-Kalzium-Gehalt aufrechtzuerhalten, sodass bei Blutuntersuchungen Entgleisungen des Kalzium-Haushalts häufig erst mit Verzögerung festgestellt werden.1
Sinkt der Blut-Kalzium-Spiegel, wird durch Freisetzen des Parathormons aus der Nebenschilddrüse kompensatorisch eine Mobilisierung von Kalzium aus dem Knochen veranlasst. Demineralisierte, instabile Knochen können die Folge sein – das Risiko für Knochenfrakturen steigt.1
Eine Kalzium-Überversorgung lässt sich ebenfalls fütterungsbedingt induzieren. Ist das Futtermittel mit einer erhöhten Menge an Kalzium angereichert oder wird Kalzium in Form von Knochen zusätzlich verfüttert, steigt der Kalzium-Gehalt im Blut. Die Schilddrüse setzt Kalzitonin frei. Lagert sich vermehrt Kalzium in den Knochen ein, kann dies die dort ablaufenden Umbauprozesse negativ beeinflussen. Unter Einfluss von Kalzitonin sinkt die Aktivität der Osteoklasten und beeinflusst das physiologische Verhältnis von Knochenauf- und -abbau.1
Eine an den Kalziumbedarf eines Junghundes angepasste Ernährung ist eine geeignete präventive Methode, um Verschiebungen des Blut-Kalzium-Gehalts entgegenzuwirken und eine gesunde Entwicklung der Knochen zu unterstützen.
Nährstoffversorgung: Welche Aspekte zusätzlich zu beachten sind
Neben einer ausreichenden Versorgung mit Kalzium und Phosphor sind für die Entwicklung des Junghundes weitere Nährstoffe relevant. Eine geeignete Ernährungsweise zeichnet sich zusätzlich durch eine bedarfsdeckende Zufuhr von Kupfer, Zink, Mangan und Jod aus.1 Kupfer trägt zu einer gesunden Entwicklung des Bindegewebes durch seine Funktion als Co-Enzym der Lysyloxidase bei – ein Enzym, welches für die Quervernetzungen des Kollagens zuständig ist.1 Ein ernährungsbedingter Kupfermangel bei Junghunden kann sich durch mangelnde Stabilität bindegewebiger Strukturen zeigen wie beispielsweise einer Durchtrittigkeit der Gliedmaßen.1
Eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist ebenfalls empfehlenswert. Die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren steht bei Junghunden im Zusammenhang mit einer positiven Entwicklung kognitiver Eigenschaften sowie einer gesunden Entwicklung der Gelenke durch Förderung der Knorpelbildung.1,3,4 Eine günstige Beeinflussung der Blutfettwerte wird durch die Kombination von Omega-3-Fettsäuren mit Taurin, Karotinoiden sowie den Vitamine A, B, C, D und E erreicht.1,5
Wie sieht eine geeignete Futterzusammensetzung aus? 1,2
Für eine Gesamtbeurteilung der Zusammensetzung eines Futtermittels für den Junghund ist es empfehlenswert, dem Rohproteingehalt sowie dem Gehalt an Mineralstoffen (Kalzium und Phosphor) besondere Beachtung zu schenken. Als Orientierungswert für einen bedarfsgerechten Proteinanteil in einem Trockenfutter für Junghunde ist zu empfehlen, auf einen Rohproteinanteil von mindestens 20 Prozent in einem Trockenfutter (bei 1,6 Megajoule umsetzbarer Energie pro 100 Gramm) zu achten. Die Angaben für einen Gehalt an Kalzium von 0,8 bis 1,2 Prozent und für Phosphor von 0,6 bis 1 Prozent bei der Verfütterung eines Trockenfutters bieten eine gute Einschätzung, wie hoch der Anteil in einem solchen Futtermittel liegen sollte. Bei der Verfütterung eines Nassfuttermittels sind diese Werte mit 6 bis 7 Prozent Proteinanteil sowie einem Kalzium- und Phosphorgehalt von 0,3 bis 0,4 Prozent beziehungsweise 0,2 bis 0,3 Prozent angesetzt (bei 0,5 Megajoule umsetzbarer Energie pro 100 Gramm).
Quellen:
1 Paßlack, N.: Diätetik des Junghundes. Online Seminar akademie.vet, November 2021
2 Zentek, J: Ernährung des Hundes. Enke, Stuttgart 2016
3 Zicker, S. et al.: Evaluation of cognitive learning, memory, psychomotor, immunologic, and retinal functions in healthy puppies fed foods fortified with docosahexaenoic acid-rich fish oil from 8 to 52 weeks of age. Am Vet Med Assoc 2012; 241: 583-94
4 Schoenherr, W. et al.: Evaluation of body composition and cartilage biomarkers in large-breed dogs fed two foods designed for growth, American Journal of Veterinary Research 2010; 71: 934-939
5 Wang, W. et al.: Effect of neuroactive nutritional supplementation on body weight and composition in growing puppies. Journal of Nutritional Science 2017; 56: 1-9
6 Nap, R. et al.: Growth and skeletal development in Great Dane pups fed different levels of protein intake. Journal of Nutrition 1991; 121: 107-113
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